Das Wetter scheint in diesem Jahr verrückt zu spielen. Mit Unwettern, Starkregen, Wirbelstürmen und Überflutungen erleben wir Phänomene, die uns zeigen, dass sich das Klimasystem verändert. Der renommierte Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber warnt vor den bevorstehenden Veränderungen und betont die Notwendigkeit klimapositiver Maßnahmen.

Das Klimasystem wird unruhig

Nach über 12.000 Jahren klimatischer Stabilität im Holozän beginnt das Klimasystem, Anzeichen von Unruhe zu zeigen. Überall, wohin du schaust, verlassen die Datenkurven den normalen Bereich. Schellnhuber, der bald den Posten des Generaldirektors beim Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) übernehmen wird, hat in seiner Forschung auf “Tipping Points” oder Kippelemente hingewiesen. 

Diese Elemente könnten durch die Erderwärmung in einen anderen Zustand versetzt werden. Dazu gehören das Abschmelzen des Meereises in der Arktis, das Auftauen von Permafrostböden und viele andere.

Die Erde als Organismus

Schellnhuber vergleicht das Erdsystem mit einem menschlichen Organismus. Wenn die Körpertemperatur eines Menschen um zwei Grad steigt, wird er krank. Bei einer Erhöhung von drei oder vier Grad könnten lebenswichtige Organe kollabieren. 

Ähnlich verhält es sich mit der Erde. Wenn wir so weitermachen wie bisher, könnten die Temperaturen um sieben oder mehr Grad steigen.

Die Pariser Klimaziele

Das Ziel des Pariser Abkommens, die globale Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, wurde nicht willkürlich gewählt. Wenn wir unter zwei Grad bleiben, können wir fast alle fatalen Kippprozesse vermeiden. Österreich hat sich sogar das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2040 Klimaneutralität zu erreichen. 

Aber trotz dieser Ziele sind die Pariser Klimaziele nicht bindend und daher, laut Schellnhuber, “die weichste Art von Politik”.

Zurück in den sicheren Bereich

Die Herausforderung besteht nun darin, die Temperatur wieder in den sicheren Bereich zu bringen. Schellnhuber schätzt, dass dieser bei einer Erwärmung von etwa einem Grad liegt. 

Um dies zu erreichen, sind Maßnahmen erforderlich, die nicht nur klimaneutral, sondern klimapositiv sind. Das bedeutet, dass wir nicht nur Emissionen verhindern, sondern auch bereits ausgestoßene Treibhausgase aus der Atmosphäre entfernen müssen.